Heinz Peter Geißler / ich hab einem Schmetterling seinen Hutfaden entfernt

ich hab einem Schmetterling seinen Hutfaden
entfernt − Wolle zwischen den Fingern

im Litauischen gibt’s ein Wort für Schmetterlingswolle
zwischen den Fingern − alles möcht man machen

jemand in den Bauch sprechen, sich auf einen andern
Mund setzen, Wurzeln ausgraben, mit ihnen in der Hand

aufstehen und sie halten wie einen Bund Dill

man möcht die Hitze nehmen und in den
kalten zischenden Bach werfen 

ich hab einer Fliege ihre Schlagadern
entfernt – zwei doppelt geflochtene Stränge

nichts anderes ist gemeint, wenn du dahinter 
schon den großen Plan vermutest, das ist gleich vorbei

Fliegenschlagadern lassen sich so leicht
entfernen wie ein Stich, es gibt die Merkregel

zuoberst kommen immer    irgendwas mit Schnüren
oder Schlieren

ich hab einer Napfschnecke ihren Hohlraum
entfernt – nichts als Steinkeimlinge, Napfbohnen

du kannst sie zu Splittern ziehen, überall findest du welche
im Haar, im Hemd − alles regelt sich untereinander

wie in einem Schlund, man möcht immer
Beugebewegungen dazu machen, die kurze Strecke

bergan wie eine Gazelle

ich hab einem Mistelvogel seine langen Griffleinen
entfernt – jetzt haken sie sich quer wie ein Schrauben-

knack, ein Schraubenknack zieht dich nach
links, zieht dich nach rechts – genauso ver-

kantet sich alles, dass einem gleich schwindlig wird
wenn man in so einem bockenden Fahrzeug

hangaufwärts    irgendwas mit Gefallen 

immerhin ist Abend, ich hab der Ameise ihr Fingerbein
entfernt – jetzt kann sie’s nicht mehr

auffalten zum schönen Fliegen, und ich möcht
in dich hinein wie ein Stock

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