Gedichte aus dem Hirschtanz-Zyklus

(Serie 1) „Wasserwanze“

Wasserwanze (i)
Die Wasserwanze zieht des Abends Schatten her zu sich, ins Nass.

Wasserwanze (ii)
Die Wasserwanze tunkt ihr Endstück & sie tänzelt, auf & ab.

Wasserwanze (iii)
Die Wasserwanze tanzt noch dort, wo sie sich auf die Kuppe stellt.
Sie, die den Blick aufs Meer im Westen richtet, riecht die Brise gern.

Wasserwanze (iv)
So steht die Wasserwanze da, heran an sie das Meer dann kömmt.
Mit den Gezeiten sieht im Nass sie Fische, die sich tummeln jäh.

Wasserwanze (v)
Wasserwanze stand dann da, stand einfach da im Traum.
Zum Meer gekommen auf dem Spitz des Fisches stehend wähnte Boden sie selbst da noch unter sich.
Bemerkend, dass sich was bewegt, erklärte sie: „Sein doch auch hier muss lebendig das.“

Wasserwanze (vi)
Am Meer entlang die Wasserwanze wandert lang.
Nur wird sie schwarz, fängt sie vom Fisch, auf dem sie steht, die Krankheit ein.
So wird für immer sie an Ufern treiben sich umher, herum.

(Serie 2) „Der Hirsch“

Hirsch (i)
Der Hirsch entwendet das Licht des Tages.

Ist entwendet das Licht des Tages, er nennt es Dunkel.

Hirsch (ii)
Der Hirsch ganz allein steht im Dunkel.
Wo er grast auf kargem Feld.
Hochgebirgsnahe.

Hirsch (iii)
Der Hirsch stand die längste Zeit im Dunkel.
Er bat die Spinne zu spinnen ihm einen Weg dort im Dunkel.
Spinne spann den Weg & danach der Hirsch nahm den auf.

Aus: Shaking the Pumpkin, Traditional Poetry of the Indian North Americas, herausgegeben von Jerome Rothenberg, S. 264/265, übersetzt von Christian Steinbacher (hier das zweisprachige PDF mit dem Originaltext)

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