Logan February / For Elke (1938–2024)

Logan February, der sein DAAD-Stipendium in Berlin am 22. Januar 2024 angetreten hat – dem Tag des Todes von Elke Erb –, hat mit uns der Beisetzung von Elke Erb am 7. Februar 2024 auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin beigewohnt.

most people / blush before death // she just / steps off 
—Anne Carson

Snow on memory of snow, yet 
over unvarnished casket, white flowers are 
all the winter there is. Although, too, 

yellows, lilacs. The poet no longer recalls 
her lines, her moneyless medals, her subliminal
self. What’s inside? she once asked. 

Then she planted a plot of sage, who knew 
why. I the stranger tossed three dirts into her 
grave, I the stranger paced the paths of 

a state cemetery where the great White 
German writers rest: Brecht, Hegel, several
others whose wives are named on stone 

below theirs. Had she lovers, she would 
long have held them no longer, her memory
leached to old age even before death’s ledge

appeared. Yet she was loved to the last. 
Water and wine glasses we raised in tellings 
of how difficult she was, how she laughed, 

loved Ararat, and a fast red Fiat. She goes 
now over the mountains of her mind. And I 
the stranger return home to a lover—we

together, to the lands of an imaginary Africa. 
The dead king Mufasa, drawn in his son’s
reflection, urges that which the living alone 

can do: remember who you are. Remember,
remember, says the voice fading fast into 
night sky, the lion gone over naked treetops. 

FÜR ELKE (1938–2024)

Die meisten Menschen / erröten vorm Tod // sie steigt / einfach aus
– Anne Carson

Schnee auf der Erinnerung an Schnee, aber
überm unverblümten Sarg die weißen Blumen sind
alles, was vom Winter bleibt. Halt, nein, auch

Gelbtöne, Flieder. Die Dichterin hat ihre Verse
vergessen, die Orden ohne Geldwert, ihr subkutanes
Lebewesen. Was wohnt da innen? Hat sie gefragt.

Und dann ein Salbei-Beet gepflanzt, das wusste 
wer. Ich, der Fremde, warf drei Handvoll Erde
in ihr Grab, ich, die Fremde, ging alle Wege ab

des Staatsfriedhofs, wo die großen Weißen Deutschen 
Schriftsteller liegen: Brecht, Hegel und verschiedene
andere, die Namen ihrer Frauen stehen auf den Steinen

unter ihnen. Wenn sie Geliebte hatte, dann hielt sie
schon lange nicht mehr an ihnen fest, ihr Gedächtnis
ins Alter versickert noch ehe kantig der Tod sich

gezeigt hat. Und doch geliebt bis zum Schluß auch.
Mit Wasser und Wein angestoßen beim Reden
darüber, wie schwierig sie war, wie sie lachte, wie sie

den Ararat geliebt hat, und einen schnellen roten Fiat.
Jetzt streift sie auf den Bergen ihres Geistes. Und ich,
der Fremde, geh heim zu meinem Geliebten – Wir

zusammen, ins Land eines imaginären Afrika.
Der tote König Mufasa fordert, den Aufzeichnungen
seines Sohnes gemäß, zu tun, was nur die Lebenden

können: dran denken, wer du bist. Denk dran,
denk dran, sagt die Stimme, die rasch in den Nachthimmel 
schwindet, über kahle Wipfel verschwunden der Löwe.

Übersetzung von Christian Filips. (Hier Gedicht und Übersetzung als PDF.)

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